Rainer Wochele

«Sand und Seide»

Blick ins Herz der Gesellschaft

Designerin trifft Harzer: Dieser Roman schaut in die Köpfe und Gefühlswelten zweier sehr verschiedener Menschen, die scheinbar nichts miteinander gemein haben – die jedoch in einer ausweglosen Situation ihre Verbundenheit und zudem erstaunliche Gemeinsamkeiten entdecken.
Sie, die schöne Reiche, flieht in ihrem Porsche vor einem Haftbefehl wegen Steuerhinterziehung. Er, der kluge Computerspezialist, ist mit einem geklauten Fiat Panda unterwegs. An einer abgelegenen Straßen-Baustelle im Bayerischen Wald treffen sie aufeinander. Dort bleibt ihr schwerer Sportwagen im Sand stecken und dort campiert er seit Tagen am Waldrand. Eine Parabel vom Gewinnen und Verlieren. Die Geschichte von einem Alpha-Weibchen, das sich männliche Verhaltensweisen angeeignet, aber seine Gefühle nicht im Griff hat. Von einem „He-Man“, dem mitten in seiner Karriere gekündigt wurde und der an den Rand gedrängt nur noch für sich selbst einsteht. Der Geschlechterkampf wird zur Liebesgeschichte, die erotische Spannung überwindet die gesellschaftliche Kluft.

Rainer Wocheles Roman „Sand und Seide“ leuchtet die Abgründe zwischen einer erfolgreichen Label-Chefin und einem gesellschaftlichen Verlierer aus. Wocheles spannende Studie führt auf beide Seiten einer auseinanderfallenden Gesellschaft, erzählt von Luxus in der kreativen Modewelt und von Ungerechtigkeiten im schlichten Existenzkampf. Ohne Happy-End, aber mit viel Gewinn. Ein Buch, das berührt und in einer Innenschau eine dramatische Entwicklung begreifbar macht.

Stimmen

“Hier wird mit einer Alpha -Frau abgerechnet, die in den Vorstandsetagen männliche Verhaltensweisen entwickelt haben … Eine etwas arrogante Tussi-Unternehmerin aus der Modebranche begegnet im gottverlassenen Bayerischen Wald zur tschechischen Grenze hin, einem der es nicht geschafft hat, wie sie.
Nun geht der Kampf los und die Sympathie ist zunächst auf der Seite des Schwächeren. Innere Monolge prallen aufeinander, die Natur gibt den szenischen Hintergrund ebenso wie Luxusmarken in der alleinigen Verfügung der Frau. Die Gefühle schwanken zwischen Wut und Zärtlichkeit. Das Zeitalter der starken Frauen gibt einem Mann nichts zu lachen. In sprachlich ausgefeilten Sätzen steigert Rainer Wochele die Spannung bis zuletzt.”

Charlotte Ueckert, Lyrikerin, Biographin, Hamburg

“Wenn aus der Zufallsbekanntschaft zweier völlig ungleicher Menschen Liebe wird … Eine Liebesgeschichte voll erotischer Spannung, die in alles andere als ein einfaches Happy Ende mündet. Ein von moderner Erzählkunst und von Sprachwitz sprühender Roman.”

Mario Andreotti, Literaturwissenschaftler, St. Gallen

“Sie entwirft und handelt Mode. Er, der entlassene Computermann und Kunstpfeifer, ist jetzt bereit, jede Arbeit anzunehmen. Sie ist Steuerhinterzieherin und auf der Fluch. Er haust im Zelt. Die “Beschleunigung” lässt Sie im Sand stecken bleiben, “Kraftschluss” führt beide in ein erotisches Abendteuer. Der Countdown läuft. Am Boden agieren die Ameisen, drei Fichten swingen, im Hintergrund schreit der Kuckuck, das Mühlrad rauscht und im nächsten Dorf spielt die Musik.
… Der Sexuell aufgeladene Gedankenaktionismus erinnert an D’Annunzio, die zwischen Dingen, Tieren und den Protagonisten wechselnden Szenarien an Claude Simon, die nimmermüde Beschreibungslust weiblicher Körperbesonderheiten an !001-Nacht. Skurrilität und Leidenschaft, Kraftschluss und Beschleunigung. Sprachwitz und Besessenheit: Wochele! Ein typischer Wochele. Hochkomisch bis todernst. Keusch und obszön. Sozial und anteilnehmend. Böhmisch.”

Otto Jägersberg, Schriftsteller, Baden-Baden

Textprobe:

»Du liebe Zeit, hatte er gedacht, was ist denn das für eine? Aber da hatte er mit zusammengekniffenen Augen, die alles scharf stellten, bemerkt, dass sie ziemlich erhitzt war und reichlich derangiert aussah. Und in einem plötzlich in ihm hochschießenden Gefühlsschwall hatte er gedacht, die knöpf ich mir vor. Aber so was von vor, knöpf ich mir die. Was? Unsereinem kann doch nichts passieren. Unsereinem ist schon alles passiert. Aber der ist noch gar nichts passiert. Sieht man doch, dass der noch gar nichts passiert ist. Aber das wird sich jetzt ändern. Hier, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen und wo man seit drei Tagen hockt und wartet, wird sich das ändern. Für sie. Die schickt einem der Himmel überm Bayerischen Wald, und Maria, Schutzfrau des Böhmerwaldes, bitt’ für uns und Dank dir.«

»Sie fand, der Mann, der da vor einem Zelt am Boden saß, diese hellgrüne Zeltfarbe wäre nicht schlecht für Outdoor-Sommersachen, der sah gar nicht übel aus. Rauchte eine zerknittert aussehende Zigarette, war herrlich unrasiert. Hatte doch eine starke Performance, der Kerl. Den könnte man, so wie er war, präsentieren am Stand einer Modemesse, als Frauenblickfang gebrauchen, könnte man den. Bitteschön, auf den Modemessen,
die Männer doch immer extrem unrasiert, protzten förmlich mit ihren Drei-Tage-Bärten, wilder Haarschnitt oft, und diese Männer von oben bis unten
auf verwegen gestylt, auf abgerissen gemacht, so als kämen sie direkt von einer Safari oder hätten, weil sie unbedingt ihre Mission erfüllen mussten, in einer dunklen Straßenecke die Nacht verbracht. So. So, der da …«

Sand und Seide
Roman
Klöpfer + Meyer Verlag, Tübingen,
Gebundene Ausgabe: 300 Seiten,
ISBN-13: 978-3863510244

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