Rainer Wochele

«Straßenkampf»

Die Aufgabe des Theaters sei es, so Günther Rühle, Bilder zu schaffen, “die uns erkennen lassen, in welchem Lebenszusammenhang wir wirklich leben. Das ist die Aufgabe der Autoren.”

Das Stück fußt auf der Beobachtung des Autors, daß die gesellschaftlichen Gräben immer tiefer, immer trennender werden. Immer weniger scheinen wir die Menschen in der jeweils anderen gesellschaftlichen Sphäre wirklich zu verstehen. Und allzuoft behelfen wir uns mit scharfer Ab- und Ausgrenzung, mit raschem Etikett. Soziologen, Luhmann zum Beispiel, behaupten, daß man Gesellschaft im herkömmlichen Sinne gar nicht mehr wahrnehmen könne. Luhmann spricht von “ausdifferenzierten Gruppen”, die untereinander kaum noch Kommunikation, geschweige denn Verständigung hätten.Da sind jene, die teilhaben an Ausbildung, Arbeit, materiellem Wohlstand, gesellschaftlichem Erfolg. Und manch einer arbeitet mit bewundernswerter Energie, mit Ehrgeiz, Talent und Begabung an steiler Karriere, gerät an die Spitze. Da sind aber auch jene, die in ihrem ansonsten unauffälligen Leben plötzlich ins Abseits geraten, weil seelische und materielle Krisen nicht mehr zu bewältigen sind.

Doch Fachleute aus der Nichtseßhaftenarbeit betonen, man sei nicht dagegen gefeit, auch in Obdachlosigkeit zu fallen. Längst haben Untersuchungen ergeben: Für potentielle Nichtseßhaftigkeit gibt es keine spezifischen Merkmale oder Charaktereigenschaften. “If you are not first, you are last. If you are last, you are lost.” Dies ist der Wahlspruch vieler hart arbeitender junger Leute, die sich mit Haut und Haaren Erfolg und Karriere verschrieben haben.

An welchen Grundwerten jenseits des rein Materiellen orientierensich diese Menschen? Trifft die Feststellung nachdenklicher Wirtschaftsführer zu, die meinen, in einer vom Manager geprägten Welt “werden die menschlichen Qualitäten des einzelnen Managers von immer größerer Bedeutung”?

Und wie verhalten sich die immer zahlreicher werdenden Karrierefrauen in der Welt des Geldes und des Business? Immerhin wird jededritte Unternehmensgründung in der Bundesrepublik von einer Frau gewagt.

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Rainer Wochele copyright 2004-2011 ff.